Bauernhof

Als Mwaka Nasekwa uns 2013 das Projekt "Pädagogischer Bauernhof" in Bundji vorstellte, schrieb er uns, es solle eine Ausbildungsstätte für 100 Personen eingerichtet werden, um theoretische und praktische Kenntnisse zu erwerben, wie sie sich und ihre Familien gesund ernähren könnten. Das Projekt sei vorgesehen für Witwen, junge Mütter, Waisenkinder, die ihre Geschwister und Großeltern versorgen, Aids-Kranke und Behinderte. Darüber hinaus sollten 600 Personen durch den Multiplikatoren-Effekt von dem Projekt profitieren. Viehzucht, Ackerbau und das Micro- Finanzwesen sollten im Vordergrund stehen. Bei der Viehzucht würden besonders Arten ausgewählt, die sich schnell reproduzieren, wie Hühner, Kaninchen, Schweine und Bienen. Beim Ackerbau würden Pflanzen mit kurzem Vegetationszyklus wie Amarant, Auberginen, Tomaten, Bohnen und Soja bevorzugt, damit die Menschen möglichst schnell Erfolge sehen könnten. Neue Anbautechniken wie "Farming God`s Way" (wir würden es biologisch-dynamisch nennen) würden vermittelt und die natürlichen Ressourcen des Bodens optimal genutzt. Projektteilnehmer würden im Micro-Finanzwesen ausgebildet, 50 Personen sollten ein Startkapital von je 20 Dollar (zu der Zeit 15 Euro) erhalten, das innerhalb eines Jahres zurückzuzahlen sei und dann an andere Bedürftige ausgeliehen werde.
Schon bald zeigte sich, dass das Leitungsteam und die Schüler des pädagogischen Bauernhofs mit der Entwicklung zufrieden waren. 80 Personen werden unterstützt, die im Umkreis von 3 km leben. Die meisten Anfangsschwierigkeiten waren recht schnell überwunden, und die Ernteerträge übertrafen die Erwartungen. Hauptsächlich werden Kakao, Kaffee, Bohnen, Mais und Kohl angebaut, und viel Gemüse kann auf dem Markt verkauft werden. Die Aufzucht von Geflügel ist besonders ertragreich. Doch gab es auch Rückschläge, wie den Verlust aller Schweine durch die Schweinepest oder lange Trockenperioden, die die meisten Pflanzen verdorren ließen.
Neben den landwirtschaftlichen Tätigkeiten wird vermittelt, wie man Konflikte vermeiden und friedlich zusammen leben kann, wie man den Nachwuchs plant, welche Hygiene- und Sanitärregeln zu beachten sind und auch dass man Mahlzeiten am besten gemeinsam und sitzend einnimmt. Eine Krankenversicherung wurde eingerichtet, und die Gemeinschaft kann sich bei den täglichen Bedürfnissen und dem Schulbesuch der Kinder gegenseitig helfen. Die Regeln für das Micro-Finanzsystem mussten allerdings genauer bestimmt werden, da viele Familien ihre Kredite nicht fristgerecht zurückzahlen konnten. Auch waren nicht alle teilnehmenden Familien in der Lage genügend Geld zu erwirtschaften, um ihre Kinder zur Schule zu schicken, und so entstand unser neues Projekt "Scolarisation" (Schulbesuch), in dessen Rahmen inzwischen 35 Kindern der Schulbesuch ermöglicht wird.

Leider erreichen uns in letzter Zeit keine guten Nachrichten aus Bundji. Die Unsicherheit in der Region nimmt zu. Plündernde Rebellengruppen verbreiten Angst und Schrecken, und uns anvertraute Familien verließen daher zeitweise ihre Dörfer. Der Wachmann des Pädagogischen Bauernhofs wurde entführt und gefoltert, zum Glück schließlich wieder frei gelassen. Aus diesem Grund ruht die Zucht von Schweinen, Ziegen und Schafen zur Zeit. Die Mitglieder von Jamii Bora pflegen jedoch weiterhin die Kaffee- und Kakaobäume und haben Eukalyptussämlinge für 4000 Quadratmeter Land kaufen können. Kein Mitglied wurde Opfer der im August 2018 im Bereich Beni ausgebrochenen Ebola-Virus-Epidemie, da rechtzeitig für den Schutz vor dieser schweren Krankheit sensibilisiert wurde.

Quellen: Klaus Harjes, Francois Kiza, Mwaka Nasekwa